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Das Vorgehen in Kürze
150 Schülerinnen und Schüler der Primarstufe erhielten 2023 den Auftrag, Ideen für die Ortsplanung Kriens zu sammeln und Visionen für das Kriens 2033 zu entwickeln. Gleichzeitig wurde zum gleichen Thema eine Umfrage bei Jugendlichen der Sekundarstufe durchgeführt. Die Revision der Ortsplanung stellt wichtige Weichen für ein lebenswertes und nachhaltiges Kriens. Mit dem Einbezug der Kinder und Jugendlichen will die Stadt Kriens der jüngsten Generation ein angemessenes Gewicht bei der räumlichen Gestaltung ihrer Gemeinde geben. Dieser Prozess sollte kein partizipatives Feigenblatt sein, sondern wichtige Stimmen bei der Planung und Entwicklung einer lebenswerten Stadt Kriens einholen.
Gemeinsam mit den Volksschulen sowie der Kinder- und Jugendanimation der Stadt Kriens wurden verschiedene Primarschulklassen sowie Jugendliche aus der Sekundarstufe in einem mehrstufigen Prozess in die Erarbeitung des Räumlichen Entwicklungskonzeptes (REK) eingebunden. Die Kinder formulierten im Klassenverband und unter Anleitung der jeweiligen Lehrpersonen Anliegen hinsichtlich der räumlichen Entwicklung. In einem nächsten Schritt wurden aus den Klassenverbänden Delegierte bestimmt, welche in nachfolgenden Workshops Leitsätze und daraus abgeleitete Ziele und Handlungsansätze entwickelten, Prototypen zur Veranschaulichung erstellten und geeignete Sofortmassnahmen vorschlugen. Die Jugendlichen hingegen nahmen zu Beginn an einer Online-Umfrage teil. In einem weiteren Schritt konnten sie bei Interesse an Workshops teilnehmen und sich individuell in den Prozess einbringen. Die gemeinsam erarbeiteten Leitsätze sowie die Ziele und Handlungsansätze wurden als integrale Bestandteile ins REK integriert. Diese Anregungen sind somit Teil der Revision der Ortsplanung – dessen erster Schritt die Erarbeitung des REK ist. Während rund sechs Monaten fanden verschiedene Workshops mit den Kindern und Jugendlichen statt. Der Prozess endete mit einer Abschlussveranstaltung, an welcher die Prozessschritte sowie die Zwischen- und Endergebnisse ausgestellt wurden. An dieser Vernissage setzten Kinder und Jugendliche eine Sofortmassnahme im öffentlichen Raum um. Sie bemalten Stützelemente für Jungbäume mit bunten Farben. Sie sollen an die Kinder- und Jugendpartizipation erinnern und die Wünsche und Forderungen der jüngsten Generation für eine lebenswerte Stadt Kriens – speziell mit mehr Bäumen und Grünelementen sowie mehr Farbe im Stadtraum – symbolisieren.
Bevor ihr beginnt
Eine gute Planung ist die Basis, um erfolgreich eine Kinder- und Jugendpartizipation durchzuführen. Wie und in welcher Form soll die jüngste Generation in einer Gemeinde eine Stimme erhalten? Dazu gilt es folgende Fragen zu klären:
- Bei welchem Thema oder Projekt kommt die Partizipation zur Anwendung? Geht es um ein Infrastrukturprojekt wie den Bau eines neuen Spielplatzes, die Gestaltung von Räumen für Jugendliche, die Erweiterung eines Schulhauses oder soll ein komplexes Vorhaben wie eine Ortsplanungsrevision begleitet werden?
- Welches sind die konkreten Ziele dieser Partizipation?
- Mit wem kann die Partizipation umgesetzt werden. Gibt es interne Ressourcen in diesem Bereich oder braucht es spezialisierte externe Partnerfirmen?
- Wer gehört zum Projektteam, das die Partizipation begleitet?
- Wie gross sind die zeitlichen Ressourcen der Mitarbeitenden der Verwaltung, der Schule oder der Jugendarbeit für dieses Projekt?
- In welchem Zeitraum soll die Partizipation umgesetzt werden?
- Wie gross ist das Budget?
- In welcher Form sollen die Ergebnisse am Schluss vorliegen?
- Wer entscheidet über die konkrete Umsetzung der Ergebnisse?
Diese Planung sollte schriftlich festgehalten werden. Es ist zudem wichtig, dass die Partizipation breit abgestützt ist. Es gilt den Skeptikerinnen und Skeptikern zu Beginn des Projekts den Sinn, die Vorteile und den Gewinn der Partizipation aufzuzeigen. Das Projekt sollte daher den Ressortverantwortlichen, allen beteiligten internen Projektpartnern und dem Gemeinde- respektive Stadtrat vorgestellt werden. Allenfalls braucht es auch noch einen Budgetbeschluss.
Umsetzung
Nach der Planung beginnt die Umsetzungsphase. In einem ersten Schritt gilt es Verständnis zu schaffen für das Thema z.B. Raumplanung. Die Kinder und Jugendlichen sollten sich – wenn möglich – im Rahmen des Unterrichts stufengerecht mit den wichtigsten Fragestellungen beschäftigen. Warum beschäftigt sich ihre Gemeinde mit diesem Thema? Was ist der praktische Nutzen für die Bevölkerung? Weiter sollten sich die Kinder und Jugendlichen in diesem Schritt mit dem konkreten Raum beschäftigen, an dessen Gestaltung sie mitwirken sollen. Dazu ist eine Besichtigung und Begehung vor Ort erforderlich.
Der Kern einer Kinder- und Jugendpartizipation ist die Durchführung verschiedener Workshops. Es gilt diese zusammen mit Fachpersonen Schritt für Schritt vorzubereiten. Die Anzahl und die Inhalte der Workshops sind abhängig vom Thema und dessen Komplexität. Es empfiehlt sich mindestens zwei zeitlich getrennte Anlässe einzuplanen. Zwischen den Workshops braucht es für alle Beteiligten Pausen, um die Ergebnisse zu sichten und aufzuarbeiten. Der Ausgangspunkt für den weiteren Partizipationsprozess sind die Ideen, die Kinder und Jugendliche zu einem Thema sammeln. Z.B. die Gestaltung eines neuen Pausenplatzes. Die Ideensammlung kann im Rahmen des Unterrichts geschehen oder bei einem ersten Workshop. Dabei kommen verschiedene partizipative Methoden zur Anwendung (z.B. Stellwände, Karten, Interviews, Basteln etc.). Für die jüngeren Kinder können auch spielerische Elemente eingebaut werden.
In einem nächsten Schritt werden die von der jungen Generation erarbeiteten Ideen offiziell entgegengenommen. Nach einer ersten Sichtung werden sie auf Augenhöhe mit den Planenden und den erwachsenen Mitwirkenden besprochen, gemeinsam bewertet und priorisiert. Dazu sollte mindestens ein weiteres Workshop-Element eingeplant werden. Je nach Grösse und Komplexität des Projekts kann hier ein Zwischenschritt eingeschaltet werden, bei dem ein Fachteam die Vorschläge verdichtet und eine schriftliche Form bringt. Abschliessend werden die Ideen von den Kindern und Jugendlichen mittels Reflexionsmethoden (Smileys, farbige Punkte, Blitzlicht usw.) bewertet. Ziel dieses Schrittes ist es, konkrete Ergebnisse zu erarbeiten.
Ergebnisse finalisieren
Im letzten Schritt geht es darum, die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse zu finalisieren. Dazu gehört auch, dass diese im öffentlichen Raum sichtbar gemacht und kommuniziert werden. Allenfalls kann hier ein letzter Feedbackworkshop durchgeführt werden, bei dem konkrete Handlungsempfehlungen ausgewählt und beschlossen werden. Wichtig ist auf jeden Fall, dass ein konkretes Ergebnis resultiert, das ernst genommen und bei der weiteren Planung berücksichtigt wird. Für die Wertschätzung dieser Partizipation empfiehlt es sich, mit den Kindern und Jugendlichen, allen Beteiligten und allenfalls den Eltern eine Abschlussveranstaltung durchzuführen. Dabei werden die Ergebnisse präsentiert, ausgestellt und gewürdigt. Als Zeichen der Wertschätzung ist zu überlegen, eine Sofortmassnahme direkt umzusetzen. Sie soll im öffentlichen Raum sichtbar sein, kommuniziert werden und an die Kinder- und Jugendpartizipation erinnern.